Donnerstag, 23.12.2004
So, nun machen wir erst einmal ein bisschen Urlaub. Wir wünschen all unseren Besuchern hier eine schöne Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr. Nächstes Jahr nehmen wir auch eine Weihnachtssingle auf. Versprochen!!! Und natürlich vieles andere mehr. Aber davon erfahrt ihr demnächst mehr … und zwar hier an dieser Stelle. Bis dahin! Und gute Nacht, John Boy.

Samstag, 18.12.2004
Kurz bevor die vierte Kerze angezündet wird und kurz bevor alle sich in die Weihnachtsferien verabschieden, haben wir in der vergangenen Nacht unsere B-Seite so gut wie fertig gestellt. Es ist schwer das wunderbare Gefühl zu beschreiben, das wir hatten, als wir heute morgen gegen 5 Uhr aus unserem Studio geschlichen sind, alle nicht mehr so ganz taufrisch, aber ausgestattet mit dem Bewusstsein, dass unsere B-Seite endlich zu einem fast fertigen Stück geworden ist. Was jetzt noch kommt, das sind ein paar Feinheiten und die Abmischung, die wir aber wohl erst im neuen Jahr machen werden.
Es war harte Arbeit, denn das Stück hat einige Besonderheiten, deren Umsetzung im Studio schwer zu realisieren sind. Das hatte uns in den vergangenen Wochen immer wieder an die Grenzen des Streits getrieben. Aber heute Nacht haben wir es geschafft. Des Rätsels Lösung war ein uraltes Harmonium und ein fast genauso alter Gitarrenverstärker. Gitarre und Harmonium übernehmen nun die Melodieführung vom Gesang, der übrigens auch etwas anders aufgenommen wurde als sonst. Bei dem Harmonium, eine Verbeugung nicht nur vor den wunderbaren Film „Punch Drunk Love“, sondern auch vor dem letzten Stück auf Kid A von Radiohead, dachte ich sofort an staubige Gebetsräume, in die von draußen die Sonne scheint.
Endlich hat die B-Seite nun auch einen Titel: „Autumn Winds“. In den Text bin ich ganz vernarrt, im Gegensatz übrigens zu Anne und Achim, aber darüber will ich noch nicht zu viel reden. Viel lieber lasse ich mich von den letzten Herbststürmen forttragen in eine hoffentlich schöne Weihnachtszeit! Gute Nacht, John Boy! Und verschließe die Fenster gut!

Mittwoch, 15.12.2004
Unser Online-Redakteur, der sein Alter an dieser Stelle nicht genannt wissen will, hat es es geschafft unser Gästebuch an den Strat zu bringen. Und jetzt erwarten wir eure Einträge. Nur du, John Boy, darfst ntürlich schlafen gehen!

Montag, 13.12.2004
Ohh, da waren wohl einige Links kaputt. Irgendwie schien mir gestern Abend auch die Tastatur so klein gewesen zu sein. Aber jetzt ist alles repariert und du kannst in Ruhe schlafen gehen: Gute Nacht, John Boy! Und als Bettlektüre empfehle ich eine treffende Plattenkritik bei New Noise.

Sonntag, 12.12.2004
Noch schwirrt mir der Kopf wegen der Diskussionen um die Gitarrenspuren auf unserer B-Seite. Sind es zu viele Gitarren, zu wenig, klingen sie zu aggressiv? Um genau diese Fragen kreiste der heutige Nachmittag. „Wir machen die gleichen Fehler wie U2“, meinte Achim entnervt. Nun, das sehe ich allerdings etwas anders! Trotzdem entwickelt sich das Stück allmählich so weit, dass man sich vorstellen kann, wie es demnächst klingen wird … Unterdessen zeigen wir neue Präsenz im Internet. Von der Kranelke kann man ab sofort einen Teil eines halb fertigen Stücks als mp3-Datei herunterladen. Es trägt den Arbeitstitel Blue. Wo die Kranelke die Datei her hat und ob evtl. gar wir hinter dieser Homepage stehen? Tja, das verrate ich natürlich nicht.
Aber da wir gerade beim Thema sind: Mit unserem ehrenamtlichen Internet-Redakteur haben wir vereinbart, demnächst ein Gästebuch auf unserer Site zu implementieren. Wir wissen so wenig über unsere Gäste, und vielleicht kann so ein Gästebuch ja etwas daran ändern.
Ups, die Akkuanzeige meines Notebooks blinkt schon heftig. Höchste Zeit also, diesen Eintrag abzuschicken, das Notebook an die Steckdose zu hängen und in Bett zu gehen. Gute Nacht Notebook. Und natürlich John Boy!

Montag, 6.12.2004
Auch wir haben ein kleines Nikolausgeschenk für alle, denn ab heute gibt es Italian Sun in einer kompletten Version als freien mp3-Download. Es handelt sich um die Radioversion unserers Singlehits; es fehlt (im Gegensatz zur Albumversion die vierte Strophe, an dem eines Schulbesuchs … Aber bevor ich mehr verrate, hört es euch einfach an. Gute Nacht John Boy, träum süß!

Mittwoch, 1.12.2004, Tag des 1. Türchens
„Crime does pay!“, rufen wir in den Süden unserer Republik, genau genommen nach Remscheid! Und sind natürlich ziemlich gespannt auf das Buch. Gut nur, dass darin nicht jemand von uns gemeuchelt wird, sonst könnten wir nicht so zielstrebig an unserer Single arbeiten, wie wir das gerade tun, oder höchstens als Begleitband von John Lennon, Jimi Hendrix und so. Aber wir sind Gott sei Dank hier! Und während wir weiterhin am Pianosound gebastelt haben, hat sich wieder einmal der Weihnachtsmarkt in der Stadt breitgemacht – breit gemacht, müsste man ja nach der reformierten Rechtschreibung schreiben, aber das tun ja eher die Leute, die sich vor den Glühweinständen aufhalten. Und obwohl Weihnachten mir derzeit noch so fern ist, wie beispielsweise Westchina, von dem man übrigens erstaunlich wenig weiß, obwohl ich annehme, dass es dort eine ganze Menge Menschen gibt, habe ich es heute genossen, durch diese Ansammlung brettriger Buden zu laufen, die die Innenstadt verstopfen. Vielleicht werde ich ja alt und senil, aber es war tatsächlich so. Zwar habe ich noch keinen Glühwein getrunken (und mich also nicht breit gemacht), aber ich habe immerhin schon einmal die beste Glühweinbude ausgemacht für künftige Tage.
Gestern fragte doch allen Ernstes jemand, ob wir zu unserer Single auch einen Video Clip drehen wollen! Und das wir! Wo wir uns soch so ungern öffentlich zeigen. Und wo wir doch so oft bei Viva rotieren und bei MTV. Aber einen gewissen Reiz hätte das ja vielleicht schon. Mal kucken, ob es einschlägige Regisseure gibt, die uns (gegen eine Flasche Wein, Diskonter-Qualität) ins richtige Licht setzen. Ich werde an diesem Thema dranbleiben und berichten.
Heute aber will ich es einen Tag nennen und mich meinen neu erworbenen Büchen zuwenden. Die liegen nämlich neben mir und kucken mich ganz erwartungsvoll an. Gute Nacht also, John Boy!

Sonntag, 28.11.2004
Heute haben wir endlich wieder an unserer Musik gefeilt, haben hinter Achims Notebook gebrütet und versucht interessante Tonsequenzen für unsere B-Seite zu finden. Und später ist etwas sehr erstaunliches passiert: Ich habe eine alte CD gefunden, mit einem fast fertigen Stück, das wir im Sommer 2003 aufgenommen hatten. Und ehrlich gesagt: Beim Wiederhören gefiel es mir gar nicht so schlecht. Ich weiß noch nicht so recht, was wir mit unserem „Lost Song“ jetzt machen werden, aber dieser Fund hat auf jeden Fall meine Stimmung gehoben. Eins aber ist inzwischen sicher: Vor Weihnachten wird das mit unserer Single nichts mehr. Als neuen Veröffentlichungstermin haben wir nun den Februar 2005 abgesprochen, das müsste eigentlich zu schaffen sein, obgleich dafür noch viele Hürden zu nehmen sind. Nicht nur das Cover, Werbung usw. müssen mit vorbereitet werden. Es gibt noch etwas ganz wichtiges, das ich aber nicht verraten möchte, weil es zu viel über die neue Single verraten würde. Und es soll ja spannend bleiben. Wir denken übrigens auch darüber nach, die Single im Internet als Download zu vertreiben. Das ist allerdings sowohl eine Frage der technischen Machbarkeit, als auch eine Frage des Goodwills unseres Lables. Denn so richtig begeistert ist man dort nicht von unserer Idee. Aber genug für heute. Es ist spät und ich bin müde. Gute Nacht also, John Boy!

Freitag, 19.11.2004
Es treibt einem die Tränen ins Gesicht, wenn man es hört, unser gutes Stück: Halb fertig liegt es da und wartet auf Erlösung. Und was machen wir: Nichts! Wobei das natürlich nicht wirklich stimmt. Wir arbeiten alle ungeheur viel. Ich zum Beispiel habe unaufschiebbare Termine einzuhalten. Dabei hänge ich so an dieser Single mit allen beteiligten Seiten. Sie schwebt vor mir wie eine Vision, die schon längst hätte Wirklichkeit werden sollen, aber statt dessen sitze ich hier, eingekreist von Arbeit, die mich böse ankuckt. Und schon fragt der Geheime Silberfisch, ob denn in diesem Jahr noch mit der Single zu rechnen sei. Wahrscheinlich denkt man ans Weihnachtsgeschäft (= 3 verkaufte Einheiten mehr). Ich denke nur an die Single – und wie schön es wäre sie fertig zu haben. Denn die Musik ist schließlich ein kleiner Brief an alle, die es angeht. Und der soll endlich abgeschickt werden.
Die beiden anderen habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Vielleicht sind sie ausgewandert oder haben inzwischen eine eigene Band gegründet? Draußen vor dem nächtlichen Fenster mischen sich Schnee und Regen zu einer Melange der Melancholie. Herbst at its worst. Tröstend allein die Stimme von Richard Ashcroft, die genug schnöde Dreistheit enthält, um den Herbst zu überstehen, und aus meinen Boxen klingt, als würden sie ihr gehören.
Aber die geheime Hoffnung glüht natürlich noch irgendwo im Verborgenen, dass die Single eines Tages fertig wird, gerne auch noch vor Weihnachten. Große Pläne spuken mir im Kopf herum. Schließlich wollen wir doch im nächsten Jahr ganz viel live spielen: Da kann man nicht dauernd im Studio rumwerkeln. Und im Sommer nehmen wir vielleicht ein neues Album auf. Am Meer. Mit deutschen Texten. – Nee, war nur ein Scherz! Anne sieht nun echt nicht aus wie Mia. Und außerdem weigert sie sich beständig zu singen.
Andere Bands haben übrigens erheblich mehr geleistet in der letzte Zeit. Nicht als Mia, davon rede ich jetzt nicht. Als wir! Vor ein paar Wochen habe ich doch davon berichtet, dass ich die Nachfolgeband des Justin Lewis Orchestras entdeckt hatte, This Floating World. Inzwischen habe ich auch das Album gehört. Und es ist wundervoll. Eine Cellistin und Lewis‘ Klavier geben den Ton an. Stücke schneien durch den Raum, die so schön sind, dass man aufpassen muss nicht dämlich zu grinsen vor lauter Glück! Ein wunder-, wunder-, wunderbares Album!!! Und jetzt seid ihr alle mal so richtig neidisch, weil ich das Album habe und ihr nicht. Zu recht! Aber es gibt Hoffnung. Ab dem 1. Dezember 2004 kann man das grandiose Album per Mailorder hier bestellen. Und wer das nicht tut, der ist selbst schuld!
Jetzt höre ich es noch ein bisschen, das This Floating World-Album, und dann geht es, glaube ich, bettwärts. Gute Nacht, John Boy!

Freitag, 5.11.2004
Heute haben wir eine weitere Schicht auf die Leinwand aufgetragen. Achim findet das Stück allmählich zu traurig. Aber traurig ist es ja auch ein bisschen, wie ein nebeliger Tag im Herbst. Ich kenne Menschen, die den Herbst mögen, obwohl sie nicht auf der Südhalbkugel zu Hause sind. Andere wiederum sind überzeugt davon im Herbst zu sterben. Ich gehöre weder zur einen noch zur anderen Gruppe. Nur verwischt mir der Nieselregen manchmal die Sicht. Oder die frühen Abende mit ihren abertausend Lichtern versetzen mich in eine entrückte Stimmung, die mich an meine frühe Kindheit erinnert, keine Ahnung warum!
Zu Hause lauert auf mich ein großer Berg Arbeit, der unter sich den Schreibtisch begräbt. Da bleibe ich lieber noch ein paar Augenblicke lang weg und gehe mit meinem Notebook spazieren, um weiter am Heimtagebuch zu schreiben und noch ein spätes Bier zu trinken. Danke!
Irgendwie fühle ich mich grippig. Das mag an der Grippeimpfung liegen, die ich mir vorgestern kurzentschlossen in den linken Oberarm habe jagen lassen. Außerdem ist mir die Zeitumstellung nicht so richtig gut bekommen. Seit Sonntag bin ich immer müde. Vielleicht aber liegt das auch an der Seeluft, die ich während der Zeitumstellung eingeatmet habe, in den südlichen Niederlanden nämlich. Es war schön das Meer noch einmal zu sehen dieses Jahr, auch wenn es sehr englisch aussah unter dem herbstlichen Himmel. Oder gerade desshalb! Möwen, soweit das Auge reichte. Tosende Wellen und eine wunderbare Luft, die die Lunge mit jedem Atemzug streichelte. Selbst die anderen Touristen konnte man gerne mögen, wenn man sich ein bisschen anstrengte und so tat, als spräche man ihre Sprache nicht. Ich wäre gerne länger dort geblieben. Aber leider … Vielleicht können wir ja mal ein Album dort am Meer aufnehmen. Wäre doch schön, ein kleines Studio am Meer, und wenn man müde ist und erschöpft von der Musik, dann setzt man sich ans Meer und hört den Wellen zu. Oder malt Buchstaben in den Sand. Oder sammelt Muscheln.
Hätte ich einen Mini-Disc-Recorder, hätte ich die Wellen wenigstens aufnehmen können. Dann hätte ich sie vielleicht auf unsere neue C-Seite gemischt. Aber leider habe ich keinen MD-Recorder, weil ich den nur brauchen würde, um Wellen aufzunehmen, und dafür ist er natürlich zu teuer.
Doch etwas anderes habe ich mir gekauft, trotz meiner Müdigkeit bin ich in die Buchhandlung meines Vertrauens gegangen, und habe mir, auf eine Empfehlung hin, ein nützliches Reclam-Heftchen gekauft: Basis-Diskothek Rock und Pop. Uwe Schütt beschreibt die seiner Meiung nach hundert wichtigsten Alben der Popgeschichte. Abgesehen davon, dass Beauty Cream Beauty nicht dabei ist, liegt Schütt auch sonst so manches Mal daneben. So empfiehlt er von Cure Seventeen Seconds statt Pornogryphy oder Boys Don’t Cry, von Echo & the Bunnymen Ocean Rain statt Heaven Up Here und von den Smiths The Queen Is Dead statt Meat Is Murder. Und dererlei Irrtümer mehr. Aber geschenkt! Es ist trotzdem ein nett zu lesendes, nett zu durchblätterndes Buch, das sicherlich auch in den südlichen Niederlanden am Meer dabei zu haben gut gewesen wäre. Schütte schreibt nett über Platten, nicht ganz inkompetent und auch nie so, dass man sich ärgert. Obwohl das Heftchen 5 Euro kostet, sollte man es in seinem Badezimmer, in jedem Wartezimmer oder wo immer man gerade nix zu tun hat und zum Buche greift, deponieren. Wenn nur nicht Beauty Cream Beauty fehlen würde!
So, nun ist auch mein zweites Glas Bier leer, und ich werde ich wohl besser zahlen und nach Hause gehen. An Arbeit ist jetzt, kurz vor Mitternacht, sowieso nicht mehr zu denken. Mein Schreibtisch schläft schon leise schnarchend. Er ist längst nicht mehr so nachtaktiv wie früher. Und auch ich werde gleich schlafen gehen. Vielleicht erlebe ich ja dann die nächste Woche wieder ein bisschen wacher. Bis dahin: Gute Nacht, John Boy! (stn)

Donnerstag, 28.10.2004
Nein! Auf keinen Fall werde sie hier schreiben, verriet mir Anne heute. Sie frage sich ohnehin, warum sie ihre kostbaren freien Abende mit uns verbringe und nicht lieber mit dicken Socken und einer Kanne Roibos-Tee auf ihrem heimischen Sofa sitze und fernsehe oder mit Freundinnen ins Kino ginge, statt nach der Arbeit mit uns in schlecht gelüfteten Räumen herumzuhängen und unsere Diskussionen über Musik zu vefolgen oder unsere verkorkste Meinung über Frauen mit anhören zu müssen. Und jetzt solle sie sich wohl auch noch irgendwas aus den Fingern saugen, um diese bescheurte Kolumne aufzublasen. „Sonst noch was?“ Anne kann herrlich „Sonst noch was?“ sagen. Ich mag das. Achim übrigens auch.
Natürlich weiß ich, womit ich sie so auf die Palme gebracht habe. Zuerst habe ich ihr erklärt, dass wir die C-Seite aufnehmen wollen wie ein Picasso-Gemälde. Das war ein Satz, den ich schon immer mal anbringen wollte, seit ich ihn gelesen habe. Ich glaube, ursprünglich stammt er von Paul McCartney, und er hat mich schon mit 14 fasziniert. Obwohl McCartney das nie wirklich geschafft hat. Lennon schon. Hört euch nur „Revolution # 9“ an! Na ja, und dann, nachdem wir den ganzen Tag lang wirklich musikalisch schwierige Sachen versucht haben, von denen die meisten kläglich gescheitert sind, fragte ich sie dann noch danach, ob die nicht endlich mal einen Eintrag in unserem Home-Tagebuch übernehmen wolle. Das war, glaube ich, taktisch eher ungeschickt! Wir alle waren müde und erschöpft und voller Angst vor dem bevorstehenden Winter. Ich hätte sie an einem schönen sonnigen Morgen fragen sollen – oder im Frühling. —
„Sonst noch was?“ Trotz aller Schwierigkeiten macht unsere C-Seite Fortschritte. Und viele Ideen tauchen auf für ein eventuelles neues Album.
„Sonst noch was?“ Ja! Neulich traf durch Zufall auf die Homepage von This Floating Word! Wer das ist? Warum das wichtig ist? Gehen wir ein paar Jahre zurück: Anfang 2000 hörte ich nachts im Radio ein Stück, das mich sofort packte und nicht mehr losließ. Es stellte sich heraus, dass es sich um „Made Us, Make Us“ handelte, von einer großen, neun Mann/Frau starken Band namens Justin Lewis Orchestra. Der Song: Ein großes Stück, das einen mitnimmt wie eine gewaltige Meereswelle! Ich kaufte am nächsten Tag die Single, die gar nicht so leicht zu kriegen war, und wartete gespannt auf das angekündigte Album, wartete ein Jahr, noch eins – aber es kam nichts! Und nun stieß ich zufällig, weil ich aus Langeweile mal wieder „Justin Lewis Orchestra“ in die Suchmaschine tippte, auf This Floating World. Das ist nämlich die Nachfolgeband von Justin Lewis. Zwei vielversprechende Stücke kann an sich von der Homepage laden. Und das Album ist auch gerade raus – zwar nur in England, aber das werde ich mir besorgen!!! Ich werde es mir besorgen!!!!!! Anderswo fand ich dann auch noch ein Interview, in dem erklärt wurde, warum es das JLO-Album nie gab. Na ja, das ist eins dieser großen Meisterwerke, die nie das Licht der Welt erblicken. Eine weitere Chance, die die Welt nicht ergriffen hat. Aber jetzt gibt es ja This Floating Word. Zum Glück! Jetzt können wir alle beruhigt schlafen und brauchen nicht mehr so große Angst vor dem Winter zu haben. Gute Nacht, John Boy! (stn)

Samstag, 16.10.2004
„Die Zeit verrinnt, die Stunden gehn, bald bricht ein neuer Tag heran“ – um mal eine Perle der deutschsprachigen Musik aus den 70er Jahren zu zitieren. (Was das ist? Rätsellösungen nehmen wir unter the@laughingman.de entgegen!) Keine Ahnung, warum mir ausgerechnet das gerade jetzt einfällt. Vielleicht liegt es ja an der fortgeschrittenen Müdigkeit zu fortgeschrittener Stunde. Da erlaubt sich das Gehirn, weil es sich unkontrolliert wähnt, schon mal den einen oder anderen Flashback, den man ihm am hellen Tage nicht nur nicht zutrauen, sondern wohl auch ebenso wenig nachsehen würde. Aber jetzt ist es ja dunkel draußen, und irgendwie habe ich das Gefühl, das bliebe in den nächsten Monaten auch mehr oder weniger so. Es kommen also die kurzen Tage und die langen Nächte, die mit Tonträgern und Büchern im heimatlichen Schlafzimmer (or nearest offer) zu verbringen nicht die unverlockenste Art des Zeitvertreibs ist. [Aber nicht so wie in unserem melancholischen Song: Don’t Get Lost: „All the things we shared in our bed were the books that we read!“] Und wir waren heute wieder heldenhaft darum bemüht, den Stoff zu liefern für diese Winterrückzüge ins Private. Seit geraumer Zeit sind wir ja schon damit beschäftigt eine B-Seite für unsere neue Single aufzunehmen, aber – alas! – bislang ging uns das nicht so richtig gut von der Hand. Auch heute quälten wir uns mit dem Riff wieder herum, bis wir nach zwei Stunden so entnervt waren, dass wir uns beihnahe wieder einmal aufgelöst hätten – und zwar in einer Flasche Whisky, die sich gerade in unserer Reichweite befand. Wir hielten uns aber doch zurück und schmissen statt dessen lieber unsere B-Seite über Bord. „Lass uns einfach einen Remix auf die B-Seite packen“, schlug Achim vor, und ich gebe zu: Die Idee hatte etwas Verlockendes. Aber irgendwie ist mein Ehrgeiz doch ein bisschen durch die Beatles angestachelt, die auf so einer B-Seite mal eben im Vorbeigehen so eine Popperle brachten, wie die meisten Bands sie in ihrer ganzen Laufbahn nicht einmal hinkriegen, man denke nur an „Baby You’re A Rich Man“, „I am the Walrus“ oder „Don’t Let Me Down“. Muss ich mehr sagen? Also kein Remix – zumindest nicht nur. Aber die B-Seite so wie wir sie hatten sicherlich auch nicht. Des Rätsels Lösung: Ein neues Stück musste her. Und flog uns an, irgendwo aus Nottinghill Gate muss es gekommen sein, denn so hört es sich an. Zwar haben wir bislang nur Drum Machine und Basslinie stehen, aber das ist wie beim Bau einer Kirche. Man zeichnet den Grundriss und weiß, wie das gesamte Gebäude aussehen soll, auch der Turm und die Uhr. Der Arbeitstitel für unser neues Stück ist übrigens C-Seite. Haha, ich weiß schon! Es herrschte aufgekratzte Stimmung, da wir uns endlich von der Stelle bewegt haben, musikalisch gesehen.
Inzwischen aber sitze ich zu Hause an meinem Rechner, höre (seit langer Zeit mal wieder) die geniale Kid A und überlege, ob ich mich noch stilvoll betrinken soll. Und ob innerhalb der eigenen vier Wände, wie Kerouac empfielt, oder irgendwo draußen im Gewirr der nassen Straßen.
Interessanterweise schreibt kaum mehr jemand Straßen mit ß. Ist wahrscheinlich zu kompliziert, wenn man gedanklich schon auf irgendeinem Oktoberfest abhängt. Oder in 2004 das Hirn outgesourcet hat. Aber gut jetzt. Bleiben wir bei der Musik. Oder beim Betrinken. Mal sehen. Und außerdem ist sowieso mal jemand anders dran hier! Gute Nacht, John Boy! (stn)

Sonntag, 10.10.2004
Schnell ein paar Worte ins Notebook gehauen, bevor die Woche wider zu Ende geht ohne Nachrichten aus dem Heimtagebuch von The Laughing Man. In dieser Woche haben wir nicht allzu viel getan an unserer B-Seite. Eigentlich gar nichts. Dafür aber kam vorgestern per E-Mail ein großartiger Remix der A-Seite, und zwar von Simple. Wer das ist, dazu vielleicht ein anderes Mal ein paar Worte mehr. Heute nur so viel: He plays the guitar just like ringing a bell. Sicher einer der besten Gitarristen der Stadt. Und er hat unsere A-Seite richtig spooky gemacht. Das Stück klingt jetzt so verlassen im Mittelteil, viel verlassener, als ich mir das jemals hätte vorstellen können.
Wie gesagt, Musik gab es diese Woche keine. Dafür habe ich ein bisschen bei blogger.de etc. umhergelesen, was manchmal fast so nett sein kann wie nach Mitternacht Kurzwellenradio zu hören, und habe mich festgelesen bei einem alten Bekannten: http://kid37.blogger.de . Lustig manchmal. Oder die Diskussionen über Jaques Derrida, nur weil der ein bisschen mit seiner Existenz spielt (The Play of Being). Das ist fast wie in den frühen 80ern: http://www.vorspeisenplatte.de/speisen/ . Was die Leute so alles machen in ihren eigenen vier Wänden. Mutet das nicht seltsam an? Aber auf jeden Fall weiß ich, was wir ab nächster Woche in unseren eigenen oder in fremden vier Wänden wieder machen: Musik. Gute Nacht, John Boy! (stn)

Sonntag, 3.10.2004
Heute ist nicht nur der Tag der deutschen Einheit, sondern auch der erste Tag unserer neuen Seite auf http://www.laughingman.de. In Zeiten des um sich greifenden Bloggerei haben wir uns gedacht, dass auch wir irgendeinen laufenden Befindlichkeitbericht ins Netz stellen sollten. Zuerst kamen wir auf die Idee ein Tourtagebuch zu führen, aber da wir ja im Moment nicht auf Tour sind, mussten wir diesen Gedanken erst einmal auf Eis legen. Deshalb führen wir nun ein Heimtagebuch, wenn man es mal so nennen will, das der Frage nachgehen will: Was machen The Laughing Man eigentlich zu Hause? Was kucken sie sich im Fernsehen an, welchen Nudeln isst wer am liebsten und wie steht man zum 1. FC Köln. Alle wichtigen Dinge sollen hier Erwähnung finden, und zwar, darauf lege ich besonderen Wert, schonungslose! Abwechselnd wird sich ein Mitglied der Band finden, um getreulich Bericht zu erstatten. Welches, das erkennt man an den Kürzeln:ak bedeutet Anne Kinner, ag meint Achim Gröbner und stn bezeichnet Beiträge von Stefan Neumann.
Nach diesen kurzen einführenden Worten will ich denn also erklären, was wir heute gemacht haben. Nun denn: Heute Nachmittag hatten wir uns in unserem kleinen Studio verabredet, um ein bisschen an der B-Seite unserer neuen Single zu feilen. Die heißt übrigens auch „B-Seite“, obwohl es die heute, strenggenommen, ja gar nicht mehr gibt. Aber das ist natürlich auch nur der Arbeitstitel. Später wird sie sicherlich mal anders heißen. Zum Beispiel „B-Side“.
Irgendwie sind wir gerade an einem Punkt, wo wir mit der B-Seite ein bisschen hängen. Wir haben uns ein paar Mal angehört, was wir bis jetzt auf Band haben und hofften auf den erlösenden Einfall. Aber Anne alberte nur ein bisschen herum und Achim traktierte dauernd sein Mobiltelefon, um Kurzmeldungen in die Welt zu senden. Jedenfalls sind wir nicht sehr viel weiter gekommen, was umso bedauerlicher ist, als wir die Single doch möglichst noch in diesem Jahr fertig haben wollen. Dafür hatten wir eine Idee zu einem neuen Stück. Das brauchen wir zwar im Moment noch nicht, aber sicherlich machen wir ja auch irgendwann mal wieder ein neues Album. Wenn sich vom aktuellen Album genug Exemplare verkauft haben natürlich nur. Sonst machen wir Oktoberfest-Musik. Das scheint ein boomender Markt zu sein zu Zeiten der „angedachten“ Quote für deutschtümelndes Liedgut. Als ich heute Abend – also vorhin – durch die Straßen ging, da hing an fast jeder Kneipe ein blauweißes Schild mit der Aufschrift: „Oktoberfest“: Ich höre schon den launigen Alleinunterhalter/DJ/Berufsbayern ins Mikrofon brüllen: „Und jetzt die Hände hoch in die Luft!!!“ … Pfffffff!
Aber mal was ganz Anderes. Ich wollte doch unbedingt irgendwo auf unserer Homepage noch den schönen Zeitungsartikel erwähnen, der über uns in der Westdeutsche Zeitung Wuppertal stand, und zwar am 10. August. Da gab es nicht nur ein Foto von mir auf dem Dach des Apple-Hauses, na ja, so ähnlich zumindest. Sondern auch einen sachkundigen Kommentar zu unserer Musik: „Stefan Neumann“, heißt es da beispielsweise an einer Stelle, „kann […] auch Gitarre, E-Bass und mit dem popkulturellen Basisvokabular derart souverän spielen, dass seine Wohnzimmerproduktion einen Hochsommer am See auf jeden Fall verschönert. Beispielsweise durch ‚Italian Sun‘. […] Mit ironisch klingender Skandinavienrock-Gitarre und dem ‚Do you shine on – Italian Sun‘-Refain, der eben nicht nur die Sonne über Zypressen meint. […] Selbst[…] The Laughing Man ist ein intertextueller Bezug, der sich auf eine Kurzgeschichte desAmerikaners J.D. Salinger (‚Fänger im Roggen‘) bezieht. In diesem erzählt ein Jugendbetreuer den Kindern Episoden vom Lachenden Mann.“ Aber mehr will ich dann doch nicht verraten. Nur den Schlusssatz noch: „Die Platte ist ein freundlicher Gewinn und kann im Internet bestellt oder im Elpi-Plattenladen gekauft werden.“ Vielen Dank! Das sehen wir ganz ähnlich.
So, nun ist es aber schon spät. Daher will ich denn diesen ersten Beitrag abschließen, ins Netz stellen und mich nach Hause begeben. Gute Nacht John Boy! (stn)